Uruguay und "Tres Fiestas"
So, heute gibt es erstmal etwas Landeskunde:
Uruguay ist nach Surinam das zweitkleinste Land Südamerikas. Es hat eine Fläche von 176.215 qkm (halb so groß wie Deutschland) und eine Gesamtbevölkerung von 3,4 Mio. (Deutschland ca. 80 Mio.). Die Hälfte der Einwohner lebt in der Hauptstadt Montevideo, dementsprechen dünn ist die restliche Fläche besiedelt. Das Durschnittseinkommen beträgt 420 US$ monatlich (2002)!
Los geht's!
Von Santa Ana hat uns ein heftiger Sturm vertrieben. Unser Ziel war die Atlantikküste bei La Paloma. Unterwegs ist uns dann noch die Dachluke davongeflogen. Diese bestand vorher schon nur noch aus zusammengeklebten Trümmern und der Zustand hat sich dadurch nicht verbessert ...
Wir kurvten durch Montevideo (1,5 Mio. Einwohner) und genossen wenig später unser erstes Bad im Atlantik.
Der "Problemreifen" hinten rechts hatte mittlerweile einen tiefen Riß, aus dem der Draht bereits hervorstand und so war ein Reifenwechsel dringend nötig, also Ersatzrad, Wagenheber und Radkreuz rausgeholt. Leider waren die Radbolzen so fest, dass es uns unmöglich war diese zu lockern. Ich fand ein Eisenrohr als Verlängerung das auf meine Ratsche passte. Tja, leider hat das die Ratsche aber nicht überlebt, schade eigentlich ...! Wir brauchten jedenfalls professionelle Hilfe und die fanden wir beim "SOS Mechanico" neben der Straße. Mit dem großen Hammer wurden die Radbolzen erstmal "geprellt" und dann mit schwerer Eisenstangenverlängerung geöffnet. Vorsichtshalber ließ ich gleich alle Bolzen lockern. Der "Maestro" wollte dann für die 15 Minuten Arbeit 300 Pesos, was ca. 9 Euro entspricht (das ist aber eigentlich ein Tagesverdienst). Er war dann aber auch mit 200 Pesos sehr zufrieden und wir auch!
Wir durchfuhren den Nobelbadeort "Punta del Este", das "Nizza" ganz Lateinamerikas. Es ist der teuerste und exklusivse Urlaubsort des Kontinents! War ganz nett dort, aber nichts für uns "Camper"!
Nach ca. 400 km errreichten wir La Paloma und besuchten "Rudi's Internetcafe". Rudi (vor 2 Jahren hier "hängengeblieben" hatte die Überführung unseres "Wilden Huhn's" nach Colonia gemacht, da dieses vom Vorbesitzer bei ihm abgestellt war.
"La Paloma" ein Urlaubsort am Meer wie aus dem Bilderbuch; sagt zumindest unser Reiseführer! Oh ja, es ist wirlich schön hier! Die Hauptsaison hat noch nicht begonnen und so geniessen wir herrliche Tage direkt am Meer. Niemand stört sich an uns und unserem Womo. Obwohl es tagsüber sehr warm ist, weht abends immer ein frischer Wind und wir können dann einen Pullover gut gebrauchen.
VW-Bus! Der Tank war eine 1,5 Liter Coca-Cola Flasche. Der muß wohl recht wenig verbrauchen!
Walskelett in La Paloma
Walskelett in La Paloma
Das Christkind ist auch nach Uruguay gekommen!
Wir haben das "Wilde Huhn" mittlerweile sehr lieb gewonnen und sind vom Platzangebot (im Vergleich zu unserem VW Bus)begeistert. Mika hat im Führerhaus ein Hängebett, Toni schläft auf der hinteren Sitzbank im super praktischen (fast) "selbstaufbauenden" Babybett, Kimo meistens draussen und Petra und ich machen es uns unter dem Dach gemütlich.
Wisst ihr, was das Beste am Wilden Huhn ist? Die "Howard Carpendale CD" die uns der Vorbesitzer hiergelassen hat! Tja, und auch Peter Alexander's "Kleine Kneipe" ist immer wieder gern gehört; ... die kleine Kneipe in unserer Straße - dort wo das Leben noch lebenswert ist ...! Aber mein Favorit ist ja von Howie "Da nahm er seine Gitarre", also wer das nicht kennt, sollte sich die CD unbedingt besorgen!
Nach einigen Tagen "Faulenzen" trieb es uns weiter. Unser Reiseführer schreibt: Cabo Polonio: "Der Fischerort in den Dünen ist ein kleines Dorf mit Leuchtturm, langen einsamen und breiten Sandstränden und wenig bis fas keiner touristischer Infrastruktur. Der Grund ist seine Abgeschiedenheit: Keine Straße führt dorthin, es gibt weder Telefon noch fließendes Wasser, kaum ein richtiges Restaurant, nur ein kleines Geschäft. Viele junge "Aussteiger" lieben diesen Ort gerade deswegen und leben dort in selbst gezimmerten Hütten am Strand. Erreichen kann man den Ort durch eine lange Wanderung am Strand oder auf dem Rücken eines gemieteten Pferdes. Einige Firmen besitzen die Lizenz Touristen mit Allradfahrzeugen durch die Dünen nach Polonio zu fahren." Das hört sich doch super Interessant an, oder? Das machen wir!
Ganz so "einsam", war Polonio dann doch nicht mehr, aber trotzdem ein unbedingtes "MUSS" für jeden Uruguay-Besucher! Die Fahrt im 4x4 Truck durch die Dünen ist wirklich beeindruckend und für weniger als 4 Euro pro Erwachsenen (Kinder zahlen, wie häufig in Südamerika, nichts!) ein Schnäppchen!
Rückfahrt mit diesem Ungetüm
Mika und Claudio durften immer ganz oben auf dem Dach sitzen!
Cabo Polonio
Die Hütten in Polonio
Dorfjugend
Mika und Claudio durften immer ganz oben auf dem Dach sitzen!
Cabo Polonio
Die Hütten in Polonio
Dorfjugend
Mittlerweile gibt es in Polonio natürlich mehrere Restaurants und Verkaufsbuden mit Kettchen, Tüchern und so Zeugs (ist halt was für Frauen). Was unser Reiseführer aber vergessen hatte zu schreiben, ist die Seelöwenkolonie, die dort wohnt. Unglaublich! Man kann direkt an die Tiere rangehen (wenn man sich traut!). Die Bullen sind unglaublich riesige Viecher! Der Atlantik dort braust in riesigen Wellen an die Felsen, wirklich beeindruckend! Klar, es liegen auch ein paar tote Seelöwen rum die vor sich hinstinken, aber glaubt es mir, die lebenden stinken noch viel mehr!
Abends fuhren wir mit dem LKW wieder zurück. Inspiriert und wohl etwas übermotiviert durch das Allrad-Abenteuer, habe ich dann, auf der Suche nach einem Schlafplatz, das Wilde Huhn im Sand versenkt ... Schaufel raus und buddeln, aber wir sanken immer tiefer, bis das hintere Differential fest im Sand vergraben war. Also, nochmals die halbe Piste umgraben und dann waren wir wieder FREI (da wünscht man sich seinen Syncro wieder)!
Das Dorf in dem wir gelandet waren hieß "Barra de Valizas" und war auch ein Hippie-Dorf. Es war eine tolle Atmosphäre, überall kleine Stände oder nur Decken, auf denen die Freaks ihre Ketten und Bänder verkauften. Keine Teerstraße, keine Tankstelle, keine Bank, leider auch keine Möglichkeit Euros umzutauschen ... wir mussten also mit unserem verbliebenen Geld etwas sparsam umgehen und konnten keine "Souvenirs" kaufen :-)
Herrlicher Sandstrand, ein Fluß, den meine Mädels mit einem Boot überquerten, während Kimo und ich uns schwimmend an das andere Ufer retteten. Dort kam durch die hohen Sanddünen richtiges Sahara-Feeling auf. Und weil dort kein Schnee fällt, sind die Kids dort mit Sandboards die Dünen runtergedüst.
Silvester haben wir auch dort verbracht, aber bereits vor 12 Uhr waren wir wieder am Auto, haben die Kids ins Bett gebracht und unseren Hund vor den lauten Raketen und Böllern beschützt! Gutes neues Jahr an Euch!
Es trieb uns weiter und wir machten in einem "Nationalpark" halt. Hunde waren nicht erlaubt, aber wir haben ja keinen Hund, sondern eine deutsche Hauskatze! "No perro, cato aleman"! Dort gab es neben einem Tiergehege auch Duschen! Welche Freude für Petra, nach über 3 Wochen wieder eine Süßwasserdusche zu nehmen! Ich habe übrigens nicht geduscht, weil's bei mir noch nicht nötig war :-)). Im Tiergehege sah Mika dann diese merkwürdigen "Schneepansen"??? Sie meinte natürlich Schimpansen, obwohl es eigentlich Paviane waren ...
Bis nach Chuy an der brasilianischen Grenze sind wir hochgefahren; mittlerweile sind wir wieder zurück in La Paloma. Hier ist jetzt Hauptsaison und die Hölle los. Die Stranddisco neben uns macht gerade "Soundcheck" für die Eröffnung heute Abend; für uns ein sicheres Zeichen, dass unsere Zeit hier abgelaufen ist!
P.S. man kann auch auf manche Bilder klicken, dann sieht man mehr Details!
Wieso haben die Uruguayer bei dieser Hitze immer Thermoskannen dabei? Ist da kalter Schnaps drinnen? Nein, heisses Wasser! Das brauchen die für ihren Mate-Tee! Das Mate-Pulver (zerbröselte Blätter) kommt in den Becher (Bombilla) und wird mit heissem Wasser übergossen, das ganze Gebräu saugt man dann mit einer Art Strohhalm aus Metall raus. Der Strohhalm hat vorne ein kleines Sieb, damit man nicht ständig das Pulver im Mund hat. Weil aber in so einen Matebecher immer nur ganz wenig Wasser reinpasst, muß ständig nachgeschüttet werden. Nirgends sonst in Südamerika sieht man so viele Leute mit Thermoskannen und Matebecher rumlaufen wie hier. Egal ob am Strand, beim Einkaufen oder beim Autofahren, der Mate ist immer dabei und dadurch wird praktisch jeder Urugayer zum "Einarmigen". Ist klar, dass man dann nicht mehr so viel arbeiten kann, mit nur einem brauchbaren Arm!
Wer sich jetzt wundert wieso der Bericht "Tres Fiestas", also "Drei Feste" heisst, hier die Lösung: Weihnachten, Silvester und mein 40. Geburtstag! Vielen Dank für die Tausenden von Glückwunschkarten und Faxe, die ich aus aller Welt erhalten habe. Vielen Dank auch an Frau Merkel für das Telex!
Mucho saludos, aus dem Land der Thermoskannen! Klaus und Team
P.S. für Peter und Uli: Ich hab jetzt auch einen Klappstuhl - für die langen "Sitzungen"!